Erhitzte Gemüter in der fast vollen Aula der Max-Brauer-Schule in Bahrenfeld. Hier und in anderen Grundschulen, in denen das reine Berichtszeugnis eine lange Tradition hat, sind Eltern empört darüber, dass es künftig für Ihre Kinder Noten geben soll, wo bislang ausführliche Kommentare den Leistungsstand der Kinder beschrieben. Zu denen, die schon bei der Bildungsbehörde protestiert haben, gehören auch Elternratsmitglied Gisela Weißflog und ihr Mann Martin.
Weißflog: "Wir sind generell für Berichtszeugnisse in großer Mehrheit an dieser Schule, weil wir unsere Kinder nicht zu Konkurrenten machen wollen. Wir möchten, dass die nicht den Notendruck miterleben müssen, den wir früher miterlebt haben. .... Wir haben wirklich die besten Erfahrungen gemacht. Wir haben drei Kinder an der Schule und die gehen wirklich gerne dorthin. Und zwar geht es mir auch darum, dass mir meine Entscheidung aus der Hand genommen wird. Ich habe bisher das Recht gehabt, zu entscheiden, ob ich für Ziffern- oder Berichtszeugnisse bin. Jetzt wird mir das aus der Hand genommen und das ärgert mich."
Der Ärger konzentrierte sich an diesem Abend größtenteils auf den FDP-Landesvorsitzenden Reinhard Soltau. Erwartungsgemäß verteidigte der Politiker die Pläne seines Parteifreundes Bildungssenator Rudolf Lange. Soltau versuchte den Eltern nahezubringen, dass ausführliche Kommentare lediglich durch Noten ergänzt werden sollen.
Soltau "Ich habe immer gesagt, ich sehe das nicht als Gegensatz. Berichtszeugnisse sind ein ganz wichtiger Teil, und die liefern eine hohe Information für die Eltern und die Schüler. Wir halten es nur für sinnvoll, die Berichtszeugnisse durch Noten zu ergänzen. Um mehr geht es nicht. Insofern verstehe ich zum Teil die ganze Aufregung nicht. Es geht um eine Ergänzung und ein Mehr an Vergleichbarkeit."
Das durchweg gegen Noten eingestellte Publikum vermochte Soltau indes nicht zu überzeugen. Lehrerin Frauke Volkmar zum Beispiel hält herzlich wenig von dieser neuen Form des Zeugnisses:
Volkmar "Wenn ich ein Kind ermuntern will, also ein Kind, das vielleicht leistungsschwach ist, sich aber doll angestrengt hat. Dann sage ich, Du hast Dich wirklich toll angestrengt in Mathematik, weiter so! Und dann steht darüber die Ziffer 5. Was bleibt nach bei dem Kind? Das frage ich hiermit."
Noten oder Berichte - die Positionen blieben unvereinbar. Wann und in welcher Form das Elternwahlrecht in dieser Frage abgeschafft wird, ist nach Aussage der Bildungsbehörde noch nicht entschieden.
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