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Alexander Heinz informiert über die Veranstaltung am 6. Mai 2002 "Leistung ohne Noten", gesendet in NDR 90,3 am 7. Mai 2002. Wir dokumentieren diese Berichte eines neutralen Beobachters:

 

Stärken und Probleme der Kinder können durch Berichte wesentlich besser beschrieben werden als durch Noten. So die grundsätzliche Kritik der Eltern und Lehrer, die zu einer Veranstaltung von Elternverein und GEW in die Max-Brauer-Schule in Bahrenfeld gekommen waren. Unterstützt werden die Kritiker auch durch den Vorsitzenden des Hamburger Kinderschutzbundes und Erziehungswissenschaftler, Prof. Wulf Rauer.
Rauer: "Wir wissen seit 30 Jahren, wie wenig Noten in der Lage sind, vernünftige Aussagen zu machen. Und die Möglichkeiten, den Eltern und Kinder differenzierte Informationen zu geben, sind so immens groß, dass ich das für einen erheblichen Rückschritt halte".
Der FDP-Landesvorsitzende Reinhard Soltau verteidigte die Pläne von Bildungssenator Rudolf Lange, das reine Berichtszeugnis in der Grundschule abzuschaffen. Soltau warb für eine Kombination aus Kommentaren und Ziffern im Zeugnis, die zur Zeit auch in der Bildungsbehörde favorisiert wird. Ab wann das Elternwahlrecht für die Form des Zeugnisses in der Grundschule abgeschafft wird, ist nach Aussage von Behördensprecher Hendrik Lange noch nicht entschieden.

 

 

 

Erhitzte Gemüter in der fast vollen Aula der Max-Brauer-Schule in Bahrenfeld. Hier und in anderen Grundschulen, in denen das reine Berichtszeugnis eine lange Tradition hat, sind Eltern empört darüber, dass es künftig für Ihre Kinder Noten geben soll, wo bislang ausführliche Kommentare den Leistungsstand der Kinder beschrieben. Zu denen, die schon bei der Bildungsbehörde protestiert haben, gehören auch Elternratsmitglied Gisela Weißflog und ihr Mann Martin.
Weißflog: "Wir sind generell für Berichtszeugnisse in großer Mehrheit an dieser Schule, weil wir unsere Kinder nicht zu Konkurrenten machen wollen. Wir möchten, dass die nicht den Notendruck miterleben müssen, den wir früher miterlebt haben. .... Wir haben wirklich die besten Erfahrungen gemacht. Wir haben drei Kinder an der Schule und die gehen wirklich gerne dorthin. Und zwar geht es mir auch darum, dass mir meine Entscheidung aus der Hand genommen wird. Ich habe bisher das Recht gehabt, zu entscheiden, ob ich für Ziffern- oder Berichtszeugnisse bin. Jetzt wird mir das aus der Hand genommen und das ärgert mich."
Der Ärger konzentrierte sich an diesem Abend größtenteils auf den FDP-Landesvorsitzenden Reinhard Soltau. Erwartungsgemäß verteidigte der Politiker die Pläne seines Parteifreundes Bildungssenator Rudolf Lange. Soltau versuchte den Eltern nahezubringen, dass ausführliche Kommentare lediglich durch Noten ergänzt werden sollen.
Soltau "Ich habe immer gesagt, ich sehe das nicht als Gegensatz. Berichtszeugnisse sind ein ganz wichtiger Teil, und die liefern eine hohe Information für die Eltern und die Schüler. Wir halten es nur für sinnvoll, die Berichtszeugnisse durch Noten zu ergänzen. Um mehr geht es nicht. Insofern verstehe ich zum Teil die ganze Aufregung nicht. Es geht um eine Ergänzung und ein Mehr an Vergleichbarkeit."
Das durchweg gegen Noten eingestellte Publikum vermochte Soltau indes nicht zu überzeugen. Lehrerin Frauke Volkmar zum Beispiel hält herzlich wenig von dieser neuen Form des Zeugnisses:
Volkmar "Wenn ich ein Kind ermuntern will, also ein Kind, das vielleicht leistungsschwach ist, sich aber doll angestrengt hat. Dann sage ich, Du hast Dich wirklich toll angestrengt in Mathematik, weiter so! Und dann steht darüber die Ziffer 5. Was bleibt nach bei dem Kind? Das frage ich hiermit."
Noten oder Berichte - die Positionen blieben unvereinbar. Wann und in welcher Form das Elternwahlrecht in dieser Frage abgeschafft wird, ist nach Aussage der Bildungsbehörde noch nicht entschieden.

 

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